Das Sammeln, Bewahren und Ausstellen von visuellen Artefakten gehört zu den grundlegenden Praktiken der Kunstgeschichte seit ihren Anfängen. Während Museen und Sammlungen die primären Objekte der Kunstgeschichte beherbergen, stellen Archive und öffentliche Institutionen die Quellen zur Verfügung, die eine vertiefte Untersuchung der künstlerischen, ökonomischen, politischen und sozialen Bedingungen einzelner Kunstwerke und ganzer Sammlungen überhaupt erst ermöglichen. Jahrhundertelang haben gedruckte Kataloge und handschriftlich verfasste Inventare den autoritativen und meist einzigen Zugang zu Sammlungen und Archiven eröffnet und so deren Bestände repräsentiert. Gleichzeitig traten in Katalogen und Publikationen fotografische Reproduktionen an die Stelle visueller Artefakte und ermöglichten nicht selten dadurch erst vergleichende Untersuchungen räumlich getrennter Kunstwerke oder neue methodische Zugriffe.
Das digitale Zeitalter hat die Art und Weise, wie wir auf Informationen zu Kunstwerken, historischen Quellen, aber auch auf ganze Sammlungen, Archive und Museen zugreifen, nachhaltig verändert. Spezialisiertes Wissen in Katalogen und wissenschaftlichen Publikationen konkurriert im digitalen Raum mit allgemein verfügbaren Informationen unterschiedlichster Herkunft und Qualität; ein Umstand, der nicht zuletzt die Autorität von Museen, Archiven und akademischen Institutionen grundlegend hinterfragt. Und während die laufende De- und Rekontextualisierung digitalisierter Information im Internet selbst etablierte Praktiken und Methoden des Fachs vor erhebliche Herausforderungen stellt, droht die allgegenwärtige Verfügbarkeit digitaler Bilder den Begriff des Sammelns, die Rolle der Museen und Archive und selbst den kunsthistorischen Werkbegriff massgeblich zu verändern. Denn trotz der sich schnell verändernden technischen Möglichkeiten hat die Kunstgeschichte als Disziplin es bisher verpasst, neue methodische Grundlagen im Sinne einer nachhaltigen digitalen Quellenkritik bereitzustellen.
Das Summer Institute „Digital Collections. Neue Methoden und Instrumente digitaler Kunstgeschichte“ hat sich zum Ziel gesetzt, den potentiellen Nutzen digitaler Technologien für die kunsthistorische Forschung auf theoretischer und methodischer Ebene zu erörtern und mit praktischen Erfahrungen zu verbinden. Die Veranstaltung widmet sich den aktuellen Debatten und Konzepten der digitalen Kunstgeschichte und der digitalen Geisteswissenschaften im Allgemeinen und ermöglicht den Teilnehmenden gleichzeitig, sich mit den neuesten Instrumenten und Methoden digitaler Kunstgeschichte vertraut zu machen. Zu den Schwerpunkten gehören Aspekte des Zugangs, des Aufbaus und der Analyse digitaler Sammlungen, der Entwicklung digitaler Werkzeuge für die kunsthistorische Forschung, des ‚Data Minings‘ und der digitalen Forschung in und an historischen Archiven, der ‚Spatial History‘, des ‚Visual Pattern Discovery’, des digitalen wissenschaftlichen Publizierens sowie der Visualisierung von Forschungsgeschichte.
Die Veranstaltung wird ermöglicht dank grosszügiger Unterstützung von: